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Video-Schiedsrichter Assistent beim Fußball

So funktioniert die technische Umsetzung
Donnerstag, 29. Juni 2017

Beim  Confed.-Cup und ab der kommenden Saison in der 1.Fußball- Bundesliga kommt der Video-Schiedsrichter-Assistent zum Einsatz. Wir beantworten die wichtigsten Fragen:

Wann genau kommt denn der Videobeweis zum Tragen?

Da gibt es klare Regeln- die Grundprämisse lautet: so selten, wie möglich – so oft, wie nötig. Und zwar nur in 4 konkreten möglichen Fällen: wenn ein umstrittenes Tor gefallen ist, bei einer roten Karte bzw. wenn sie nicht gegeben wurde, bei Elfmetersituationen und bei möglichen Spielerverwechslungen.

Wer entscheidet, ob der Video-Assistent zum Einsatz kommt?

Der Schiri auf dem Platz kann den Videobeweis mit seinem Headset per Funk anfordern, wenn er sich nicht ganz sicher ist. Oder der Videoassistent mit seinen vielen Kamerablickwinkeln sieht etwas, was der Schiri nicht sehen konnte und spricht ihn an. z.B. „da war eine Tätlichkeit hinter deinem Rücken. Das muss eine rote Karte geben.“ Der Schiri hat dann zusätzlich noch die Möglichkeit, sich die Szene auf einem Monitor am Spielfeldrand anzuschauen und zu entscheiden.

Kann der Video-Schiedsrichter den Schiri auf dem Spielfeld überstimmen?

Nein. Er ist nur ein Assistent, der dem Schiedsrichter auf dem Platz helfen soll.

Wie lange dauert die Überprüfung per Video?

Die soll in maximal 40 Sekunden erledigt sein. Bei Testläufen waren es in der Regel weniger, als 30 Sekunden.

Wo sitzt der Videoschiedsrichter in der Bundesliga?

Dafür gibt es einen Raum zentral in Köln, also nicht in den jeweiligen Stadien. Für jedes Spiel gibt es ein Team aus einem Videoassistenten und zwei technischen Operatoren – dazu für alle Spiele zusammen einen Supervisor. Die haben sämtliche Kamerablickwinkel zur Verfügung und können strittige Szenen zurückspulen und mehrmals anschauen.

Ist denn in der Bundesliga ein ähnliches Chaos zu befürchten, wie beim Confed-Cup?

Wahrscheinlich nicht. Die entsprechende Ausbildung der Video-Assistenten in Deutschland läuft schon seit einem Jahr, für den Confed-Cup gab es nur eine Schnelleinweisung von wenigen Wochen.

Was soll mit dem Videobeweis erreicht werden?

Mehr Gerechtigkeit im Fußball und mehr Fairness.  Spieler werden es sich gründlich überlegen, ob sie versteckte Fouls begehen oder eine Schwalbe produzieren. Die Video-Schiri sieht alles, eine Bestrafung wird viel wahrscheinlicher.

Was sind die Kritikpunkte?

Es geht Emotionalität verloren. Gerade die strittigen oder sogar falschen Entscheidungen sorgen für Zündstoff bei den Fans und machen das Besondere am Fußball aus. Fehler sind menschlich, jetzt wird der Fußball weiter technisiert. Außerdem fördert der Videoassistent eine 2-Klassen-Gesellschaft im Fußball. Das System ist sehr teuer (genaue Kosten sind noch nicht bekannt) und wird deshalb auch nur in der 1. Bundesliga eingesetzt.

 

 

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