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26. Todestag von Kurt Cobain!

Wo sind die Erben Nirvanas?
Sonntag, 5. April 2020

25 Jahre nach Kurt Cobains Tod

25 Jahre nach Kurt Cobains Tod

Fans stehen unter der Young Street-Brücke am Fluss Wiskah - hier verbrachte Kurt Cobain viel Zeit und besang die Brücke auch in seinem Song „Something In The Way“.

Foto: Matt Mills Mcknight/EPA/dpa

Als Frontmann der US-Band Nirvana erreichte er binnen kürzester Zeit Legenden-Status.

Heute jährt sich zum 25. mal der Todestag eines Musikers, welcher mit gerade mal 27 Jahren Musikgeschichte geschrieben hat.

Kurt Donald Cobain wurde am 20. Februar 1967 im US-Bundesstaat Washington nahe der Stadt Seattle geboren.

Schon früh wurde er mit dem Tod von vertrauten Personen und der Trennung seiner Eltern konfrontiert. Diese schmerzlichen Erfahrungen wird er später in seiner Musik aufgreifen und verarbeiten.

Im Jahr 1987 gründet Cobain gemeinsam mit Krist Novoselić die Grunge-Band Nirvana, mit der er drei Studioalben veröffentlichte und durch die der Seattle-Sound international Gewicht bekommt.

Nur wenige Monate nach Veröffentlichung des dritten Studioalbums "In Utero" wird Cobain tot in seiner Wohnung aufgefunden. Der Musiker nahm sich mit gerade einmal 27 Jahren das Leben.

In seinem Abschiedsbrief schreibt er “It’s better to burn out than to fade away.” - „Es ist besser auszubrennen, als zu verblassen.“.

Generation X: Der Sound war düster 

Zu verzerrten Gitarren und schleppendem Schlagzeug sangen Bands wie Nirvana und Soundgarden von Entfremdung, vom Alleinsein, von Weltschmerz - Grunge wurde einem der Lifestyles der 90er. Es mag zu großen Teilen Langeweile und Gleichgültigkeit gegenüber der Welt gewesen sein, die immer mehr Jugendliche in den USA um 1990 zum Grunge trieb. Dazu mischten sich Unbehagen und die Angst vor sozialer Ausgrenzung in der Generation X. Nicht selten drehten sich die Songtexte auch um Drogen, Suizid und Vergewaltigung oder ein verzweifeltes Dasein in einer Welt voller kaputter Familien. Grunge habe aber auch feministische, ironische, zynisch-idealistische und anti-autoritäre Haltungen vereint, urteilte einst der "Guardian".

Niemand verkörperte diesen "existenziellen Kampf" mehr als Kurt Cobain mit Nirvana, schreibt Steven Felix-Jager in seinem Buch "With God on Our Side". Die Jugend der 1950er Jahre habe Elvis Presley gehabt, die 60er Bob Dylan und die 70er John Lennon - in den 1990ern sei die Stimme der Generation das "Vorzeigekind" Kurt Cobain gewesen. Die Nirvana-Titel "Lithium", "Smells Like Teen Spirit" und "Come As You Are" liefen in diesen Jahren in Dauerschleife. Und anders als ein Prince oder ein David Bowie, die zu Gott-ähnlichen Gestalten heranwuchsen, konnte Cobain - zumindest für Amerikaner - wirken wie ein normaler Typ von nebenan. "Alice Cooper und Gene Simmons (von der Band Kiss) und Elton John hätten genauso gut von einem anderen verdammten Planeten stammen können", sagte Musiker Rob Zombie 2016. Nirvana habe gezeigt, dass Rockstars aussehen können wie gewöhnliche Leute. Mit Jeans, Holzfäller-Hemden und zerzausten Haaren wirkten die Jungs, als seien sie aus irgendeinem Studiokeller oder einer Wohnzimmer-Garage auf die Bühne gestolpert.

Aber mit dem Tod von Kurt Cobain, der sich am 5. April 1994 das Leben nahm, schien das Grunge-Genre dem Untergang geweiht. Heute, 26 Jahre später, stellt sich die Frage: Was ist aus Grunge geworden, diesem nebligen Gemisch aus Hardcore Punk und Heavy Metal, und wer sind die Erben Nirvanas?

Post-Grunge & Brit-Pop: Die Erben Nirvanas

Heute ist vom Grunge, der im Raum Seattle entstand und von dort in die Nachbarstaaten und bis nach Europa gewandert war, wenig übrig. Mit Nirvanas schleichendem Übergang zum Mainstream, Cobains Suizid und dem Aus für Soundgarden, die sich 1997 auflösten, zerfaserte das Genre. Grunge-Bands wie Pearl Jam, Alice in Chains und Temple of the Dog haben ihre besten Tage hinter sich, auch wenn sie (wie auch Soundgarden) teils bis heute auftreten. Schon 2008 schrieb der "Guardian", dass sich Grunge anfühle wie "antike Geschichte".

Stattdessen rückten Bands wie Bush, Creed, Nickelback, 3 Doors Down und die Foo Fighters in den Mittelpunkt. In diesem Post-Grunge ging es auch häufig um persönliches Leid, allerdings mit einer viel Mainstream-tauglicheren und "fast konservativen Weltanschauung entlang des Komforts einer Gemeinde und romantischer Beziehungen", schreibt Kritiker Tim Grierson. Das Kulturmagazin "Westword" ging noch weiter und sprach von "verwässerten Liedchen mit verdünnten Texten, die sich alle um das Leid durch Romantik zu drehen scheinen".

Mit dem Brit-Pop gefeierter Gruppen wie Oasis ("Wonderwall") und Blur ("Beetlebum") folgten weitere musikalische Sargnägel. In ihrem jugendlichen Überschwang und dem Wunsch nach Anerkennung sagten die Briten der bisweilen depressiven Grunge-Phase den Kampf an. Zum Nirvana-Titel "I Hate Myself And I Want To Die" (Ich hasse mich und ich will sterben) erklärte Oasis-Sänger Noel Gallagher in einem Interview: "Das mache ich nicht mit."

Cobains Geschenk

Kleinere Grunge-Bands gibt es seit den 2010er-Jahren zunehmend wieder, doch insgesamt erscheint das Genre ziemlich tot. Geschenkt hat Cobain der musikalischen Nachwelt aber etwas unsterbliches: Aufrichtige Texte. Unter anderem haben Sängerin Lana Del Rey und die Rockband Weezer ihn als Vorbild für ehrliche und persönliche Texte genannt. Weezer-Sänger Rivers Cuomo sagte über sein erstes Erlebnis mit Nirvanas Song "Silver" etwa: "Es klang, als käme es aus meinem Innersten - ein Teil, den ich mit meiner eigenen Musik noch nicht annähernd ausdrücken konnte."

Selbst im Hip-Hop hat der Name Kurt Cobain heute Gewicht. Mitunter haben Rapper Jay-Z, 2Pac und Eminem ihn in ihren Zeilen aufgegriffen. Rapper XXXTentacion, der mit seinem Album "Skins" die Chart-Spitze erklomm und der vergangenen Sommer im Alter von 20 Jahren in Florida erschossen wurde, hatte gesagt: "Der einzige Mensch, der mich inspiriert, ist Kurt Cobain."

Was ist Grunge?

Grunge lässt sich im deutschen auch als "Schmuddel" oder "Dreck" übersetzen.

Hierbei handelt es sich um einen Musikstil, welcher vor allem in den 1990er Jahren sehr populär war und sich aus der Undergroundbewegung in Seattle entwickelte. Häufig wird Grunge als eine Art Mischung aus Punkrock und Heavy-Metal angesehen. 

Der „Grunge-Sound“ beruht hauptsächlich auf dem Gitarrensound des Hard Rock und der Ästhetik und den Lyrics des Punkrock.

Als bedeutendste Vertreter des Genres gelten zu aller erst Nirvana aber auch Bands wie Pearl Jam, Soundgarden und Alice in Chains werden dem Genre zugerechnet.

Dave Grohl und die Foo Fighters!

Nach dem sich Nirvana 1994 auflöste, gründete der ehemalige Nirvana-Drummer Dave Grohl die Band Foo Fighters.

Mit den Foo Fighters veröffentlichte Grohl bisher neun Studioalben. Das bislang letzte Album "Concrete and Gold" erschien 2017 und stürmte abermals weltweit die Spitze der Charts.

Wenn man genau hinhört, lässt sich auch im Sound der Foo Fighters das Erbe des Grunges und Kurt Cobains erkennen.

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